Weltgipfel 2024: Beitrag Oberster Rechnungskontrollbehörden zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Quelle: INTOSAI Entwicklungsinitiative

Autor: INTOSAI-Entwicklungsinitiative

Der Weltgipfel zum Beitrag von ORKB-Prüfungen zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit, der am 18. und 19. November 2024 in Tiflis, Georgien, stattfand, war ein wichtiger Meilenstein für die gemeinsamen Maßnahmen Oberster Rechnungskontrollbehörden (ORKB) aus aller Welt im Hinblick auf aktuelle und neu aufkommende Nachhaltigkeits- und Digitalisierungstrends. Anlässlich des von der ORKB Georgien zusammen mit der INTOSAI Entwicklungsinitiative (IDI) ausgerichteten Gipfels wurden verschiedene Führungspersönlichkeiten, unter anderem aus ORKB, internationalen Organisationen und der Wissenschaft, sowie andere wichtige Stakeholder willkommen geheißen.

Die Diskussionen auf dem Gipfel drehten sich um die Rolle, die ORKB bei der Förderung von Rechenschaftspflicht in den Bereichen nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals; SDGs), Klima, Gleichstellung und Inklusion sowie Digitalisierung einnehmen. Mit über 300 online teilnehmenden und fast 100 anwesenden Personen aus 30 Ländern unterstrich die Veranstaltung die Bedeutung der Zusammenarbeit sowie des Austausches auf internationaler Ebene.

Bei der Begrüßung der Teilnehmenden betonte Tsotne Kavlashvili, Leiter der ORKB Georgien, wie wichtig es ist, sich an die globalen Veränderungen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit anzupassen. Ebenso betonte Bruno Dantas, damaliger Vorsitzende der INTOSAI und Leiter der ORKB Brasilien: „Wir müssen die globale Stimme der ORKB stärken, um grenzüberschreitende Themen wie Digitalisierung und den Klimawandel in Angriff nehmen zu können.“

Tsotne Kavlashvili, Auditor General von Georgien. Quelle: INTOSAI-Entwicklungsinitiative

Über den gesamten Gipfel hinweg war die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung Gegenstand des Austausches. Die Rednerinnen und Redner befassten sich mit den Beiträgen, die ORKB zur Umsetzung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) leisten. Sie erörterten die Rolle von ORKB bei der Überwachung und Bewertung des SDG-bezogenen Fortschritts und hoben die kooperativen Prüfungen zur Widerstandsfähigkeit öffentlicher Gesundheitssysteme und zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung (mit Verbindung zu SDG-Unterziel 3.d bzw. 12.7) hervor.

Anlässlich des Gipfels ließ die IDI zwei Prüfungsrahmenwerke mit Bezug zum IDI-Prüfmodell für SDGs (IDI’s SDGs Audit Model; ISAM) vom Stapel: eines für die Prüfung des Prinzips, niemanden zurückzulassen (Leave No One Behind; LNOB), und ein weiteres zur Prüfung politischer Kohärenz. Diese werden zusammen mit ISAM im Rahmen der Initiative für ORKB-Prüferinnen und -Prüfer im SDG-Bereich, die im Jahr 2025 ins Leben gerufen werden und ORKB bei Prüfungen der SDG-Umsetzung unterstützen soll, zur Anwendung kommen.

Die Teilnehmenden wurden ebenfalls dazu aufgefordert, zum in Kürze erscheinenden World Public Sector Report 2025 (dt. etwa „Weltweiter Bericht über den öffentlichen Sektor) unter der Leitung der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UNDESA) beizutragen. Dieser Bericht ist von strategischer Bedeutung für die INTOSAI-Gemeinschaft, da er einen Schwerpunkt auf die Prüftätigkeit von ORKB und deren Beitrag zum SDG-Fortschritt legt. „Jede Prüfung, jede Erkenntnis und jede Empfehlung stärkt das SDG-Rahmenwerk weltweit“, so Guillán Montero (UNDESA).

Aránzazu Guillán Montero, leitender Beamter für Governance und öffentliche Verwaltung in der Abteilung für öffentliche Institutionen und digitales Regieren in der Abteilung für soziale und wirtschaftliche Angelegenheiten der Vereinten Nationen (DPIDG /UN DESA). Quelle: INTOSAI-Entwicklungsinitiative

Im Rahmen des Gipfels wurden ebenfalls die Themen Gleichstellung, Inklusion und Geschlecht hervorgehoben. Bei den Podiumsdiskussionen wurde betont, dass Prüfungspraktiken inklusiv sein und die unterschiedlichen Bedürfnisse sowie Perspektiven aller Stakeholder berücksichtigen müssen. „Bei inklusionsbezogenen Prüfungen geht es darum, die Stimmen der am meisten Ausgegrenzten zu stärken“, erklärte Nancy Gathungu, Leiterin der ORKB Kenia. Die stellvertretende IDI-Generaldirektorin, Archana Shirsat, betonte die entscheidende Rolle, die Prüfungen im Hinblick auf schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen spielen, insbesondere vor dem Hintergrund des LNOB-Prinzips: „Prüferinnen und Prüfer haben einen einzigartigen Einblick, um Lücken erkennen und inklusive staatliche Rahmenbedingungen sicherstellen zu können.“

In der Sitzung zum Thema Inklusion teilten die Leiter der ORKB Ruanda und der Malediven ihre Erfahrungen mit Strategien für die Prüfung in den Bereichen Gleichstellung sowie Inklusion und betonten, wie wichtig Planung im Hinblick auf die Prüfungswirkung ist. Der Leiter der ORKB der Malediven sowie ein Vertreter der ORKB Chile berichteten über die wichtigen Ergebnisse, die sie im Rahmen ihrer Teilnahme an Equal Futures Audit Changemakers, einer IDI-Initiative zum Vorantreiben einer gerechten Zukunft, erzielt haben.

In einer Breakout-Sitzung über die Nutzung von Daten zur Untersuchung von Marginalisierung diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von UN Women, des Sekretariats für öffentliche Finanzen und finanzielle Rechenschaftspflicht (Public Expenditure and Financial Accountability; PEFA), der Oxford Poverty and Human Development Initiative (OPHI) und der International Budget Partnership (IBP) darüber, wie wichtig es ist, zuverlässige und aufgeschlüsselte Daten zu erheben, sowie über diesbezügliche Herausforderungen und sprachen sich für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen ORKB, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Öffentlichkeit aus. Geschlechtergleichstellung bildete einen Schwerpunkt. Die Teilnehmenden betonten, dass ORKB bei ihren Prüfungen unbedingt eine geschlechtsspezifische Perspektive einnehmen müssen, um sicherzustellen, dass geschlechtsspezifische Ungleichheiten erkannt und beseitigt werden. Auf diese Weise können sie Geschlechtergleichstellung in ihren Praktiken fördern und zu einer gerechteren sowie inklusiveren Staatsführung beitragen.

Angesichts der aktuellen weltweiten Aufmerksamkeit für den Klimawandel wurde in den Diskussionen anlässlich des Gipfels auch betont, dass für ORKB die Notwendigkeit und Möglichkeit besteht, Regierungen für Klimaschutzmaßnahmen zur Verantwortung zu ziehen. In einer Sitzung, die sich auf die ORKB-Prüftätigkeiten für einen lebenswerten Planeten konzentrierte, stellten die Rednerinnen und Redner die kooperative Prüfung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vor, und ORKB tauschten ihre Erfahrungen mit der Prüfung von Klimaschutzmaßnahmen aus.

Eine weitere ORKB-Initiative mit Bezug zum Klimaschutz ist der ClimateScanner, ein Instrument zur Vereinheitlichung des Berichtswesens, an deren Spitze die ORKB Brasilien und die Arbeitsgruppe Umweltprüfung (WGEA) stehen. „Datengetriebene Instrumente wie die ClimateScanner-Initiative verändern grundlegend, wie wir den staatlichen Klimaschutz beurteilen und verbessern können“, so Vivi Niemenmaa, Generalsekretärin der WGEA der INTOSAI.

Vivi Niemenmaa, Generalsekretärin der INTOSAI-Arbeitsgruppe für Umweltprüfung. Quelle: INTOSAI-Entwicklungsinitiative

Prüfungen der Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind in Regionen, die durch steigende Meeresspiegel und Wetterextremereignisse gefährdet sind, etwa in kleinen Inselentwicklungsstaaten von zentraler Bedeutung, wie Hussain Niyazy, Leiter der ORKB der Malediven, betonte: „Für uns gehört die Anpassung an den Klimawandel nicht zu den Sorgen von morgen; sie ist eine tagtägliche Realität, die Rechenschaft erfordert.“

Der Gipfel beleuchtete die transformativen Auswirkungen, welche die Digitalisierung auf ORKB hat, und konzentrierte sich diesbezüglich sowohl auf Chancen als auch auf Herausforderungen. Führungspersönlichkeiten gaben Einblicke in die Nutzung moderner Technologien wie KI und Blockchain, mit denen Prüfungen effizienter gestaltet, Datenanalysen verbessert sowie die Genauigkeit erhöht werden können. Dieser schnelle Wandel erfordert jedoch auch einen kontinuierlichen Kompetenzausbau und erhebliche Investitionen in Ressourcen, insbesondere für kleinere ORKB.

Expertinnen und Experten betonten, dass es eine robuste digitale Infrastruktur und Initiativen zum Kompetenzausbau braucht, um diese Herausforderungen erfolgreich in Angriff zu nehmen. Ein wiederkehrendes Thema war die Zusammenarbeit. Dabei gab es Forderungen nach globalen Partnerschaften zum Wissensaustausch und zur Festlegung von Prüfungsnormen für künstliche Intelligenz (KI). „Im Zeitalter der Cyberrisiken müssen ORKB zu digitalen Wächterinnen werden, die sicherstellen, dass Regierungen die Daten der Bürgerinnen und Bürger schützen“, so Chris Dimitriadis von ISACA.

In den Diskussionen wurden praktische Anwendungsfälle hervorgehoben, etwa die papierlosen Prüfungen in Costa Rica und die KI-gestützte Haushaltskontrolle in Ägypten. Auch die Bedeutung von ethischen KI-Prüfungen wurde betont. „Unsere Rolle als ORKB besteht nicht nur darin, Technologien zu prüfen, sondern auch sicherzustellen, dass sie ethisch und gerecht angewendet werden“, so Panelteilnehmerin Farahnaaz Khakoo-Mausel von der ORKB USA. „Indem Themen wie Cybersicherheit und ein gerechter digitaler Zugang besprochen wurden, betonte der Gipfel die sich weiterentwickelnde Rolle von ORKB für den Vertrauenserhalt im digitalen Zeitalter.“

Die gute Zusammenarbeit und das Engagement spiegelten sich in den Schlussbemerkungen des Weltgipfels wider. Für die Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung, weiterhin auf Innovation, neu aufkommende Themen und die Einbindung von Stakeholdern zu bauen, um so einen sinnvollen Wandel zu bewirken.

„Dieser Gipfel ist ein Beweis für die Kraft kollektiver Weisheit. Gemeinsam haben wir für ORKB einen Kurs eingeschlagen, auf dem sie Nachhaltigkeit und Innovation vorantreiben können“, so Einar Gørrissen, IDI-Generaldirektor. „Der Weg in die Zukunft ist klar – dank Zusammenarbeit, Innovation und Führungsqualität werden ORKB auch in Zukunft Katalysatoren für den globalen Fortschritt bleiben.“

Einar Gørrissen, Generaldirektor der INTOSAI-Entwicklungsinitiative (IDI). Quelle: INTOSAI-Entwicklungsinitiative

Online können Sie mehr über den Gipfel im Jahr 2024 erfahren und die Aufzeichnungen der Sitzungen ansehen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Website der INTOSAI-Entwicklungsinitiative veröffentlicht.

Quelle: INTOSAI-Entwicklungsinitiative
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