Die Rolle von Prüfungen der Organisationskultur: Fallstudie der ORKB Saudi-Arabien zur Förderung einer Kultur der Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion

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Autorin: Dr. Seita Al Mandeel, Generalleiterin der Abteilung Interne Prüfung der ORKB Saudi-Arabien

Aufgrund der rasanten technologischen und regulatorischen Entwicklungen unserer heutigen Zeit, mit denen ORKB einen Umgang finden müssen, können die Moral, Belastbarkeit und Produktivität des ORKB-Prüfungspersonals erheblichen Schwankungen unterliegen. Bleiben diese Schwankungen unerkannt, stellen sie eine Bedrohung für die Kernaufgabe von ORKB dar: die Gewährleistung von Transparenz, Rechenschaftspflicht und wirksam eingesetzten öffentlichen Mitteln.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es unerlässlich für ORKB, einen soliden Rahmen für die Prüfung ihrer Organisationskulturen einzurichten und sicherzustellen, dass das Prüfungspersonal sowie die Abläufe der Institution die höchsten Werte und Grundsätze einhalten, wenn sie ihre Rolle gegenüber der Öffentlichkeit in einem sich ständig weiterentwickelnden Ökosystem wahrnehmen. Die nicht greifbare und weitreichend konzeptionelle Natur der Organisationskultur stellt jedoch eine große Herausforderung dar, wenn es darum geht, einen soliden Mehrwert in Bezug auf die Auswirkungen von transformativen Fortschritten auf das Verhalten des Prüfungspersonals der Institution, dessen Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion etc. sowie die Kernaufgabe der ORKB zu ermitteln.

In diesem Fokus-Beitrag wird die entscheidende Rolle von Prüfungen der Organisationskultur in ORKB untersucht. Dazu werden Erkenntnisse aus der jüngsten Fallstudie der ORKB Saudi-Arabien herangezogen.

Fallstudie der ORKB Saudi-Arabien

Die ORKB Saudi-Arabien durchlief in jüngster Zeit im Rahmen des breiter angelegten nationalen Transformationsprogramms Saudi-Arabiens einen bedeutenden Transformationsprozess. Der Transformationsprozess war facettenreich und umfasste Verbesserungen in Bezug auf die Transformation menschlicher Fähigkeiten, digitale Fortschritte und die Kommunikation mit staatlichen Stellen.

Um sicherzustellen, dass die Kernaufgabe der Institution im Rahmen dieser Transformationsinitiativen bewahrt wurde, führte die ORKB Saudi-Arabien eine Prüfung der Organisationskultur durch. Dabei sollten folgende Ziele erreicht werden:

  1. Gewährleistung, dass die Mission, die Werte und die Prinzipien der ORKB Saudi-Arabien tief im Verhalten sowie den Handlungen aller Personen in der ORKB Saudi-Arabien verwurzelt sind.
  2. Gewährleistung, dass das interne Wertesystem robust sowie widerstandsfähig bleibt, insbesondere in Zeiten erheblicher Veränderungen und Entwicklungen innerhalb der Organisation.
  3. Gewährleistung, dass die Kultur Vielfalt schätzt und nutzt, Chancengleichheit fördert und sicherstellt, dass alle Personen im besten Interesse der Gesamtleistung der Organisation einbezogen sowie geschätzt werden.

Um diese Prüfungsziele zu erreichen, erarbeitete das interne Prüfteam der ORKB Saudi-Arabien einen maßgeschneiderten Rahmen, in dem sowohl die greifbaren als auch die nicht greifbaren Aspekte der Kultur berücksichtigt werden.

Entwurf eines kulturorientierten Prüfmodells

Einen entscheidenden Schritt, den die ORKB Saudi-Arabien in der Vorprüfungsphase befolgte, bildete eine gründliche Analyse der Grundwerte und -prinzipien, welche die ORKB Saudi-Arabien leiten. Diese Analyse beinhaltete die Entwicklung eines gründlichen Verständnisses der grundlegenden Überzeugungen und Ansprüche, welche die Tätigkeiten der ORKB Saudi-Arabien prägen. Ziel der Analysen war es, die wichtigsten Säulen der Kultur der ORKB Saudi-Arabien zu bestimmen, die das Wesen ihrer Organisationskultur einfangen.

Anschließend wurde ein messbares Kulturmodell entwickelt, indem abstrakte Kulturkonzepte in konkrete, messbare und systematisch auswertbare Säulen übertragen und die untergeordneten Messgrößen der Säulen auf der Gesamtebene der ORKB Saudi-Arabien zusammengefasst wurden.

Nutzung von Stakeholder-Input für umfassende Erkenntnisse

Während die Kulturprüfung darauf abzielt, Erkenntnisse aus der gesamten Belegschaft zu gewinnen, hilft eine detaillierte Analyse bei der Auswahl der effektivsten Methoden zur Gewinnung von Erkenntnissen. Dieses Verfahren beinhaltet die Segmentierung der Belegschaft nach verschiedenen Kriterien wie Abteilungsfunktionen, Hierarchieebenen und Dauer der Betriebszugehörigkeit. Diese gezielte Analyse ermöglicht die Ermittlung spezifischer kultureller Dynamiken und Probleme, die in verschiedenen Gruppen und Subkulturen der Organisation einzigartig auftreten. Dadurch wurde eine nuanciertere und präzisere Beurteilung der Gesamtkultur erleichtert.

Für die Erkenntnisgewinnung ist es ausschlaggebend, robuste und vielfältige Datenerhebungsmethoden einzuführen. So kann ein ganzheitliches Bild der Organisationskultur erfasst werden. Für die ORKB Saudi-Arabien umfasst dies die Gestaltung und Durchführung von Umfragen zur Erfassung quantitativer Daten, die Durchführung von Fokusgruppen zur Ausforschung qualitativer Erkenntnisse, die Organisation von Einzelgesprächen für ausführliche persönliche Perspektiven und die Moderation von Brainstorming-Sitzungen zur Förderung eines offenen Dialogs und kreativen Denkens.

Abbildung der Risiken aus ersten Schlussfolgerungen

Nach der Datenerhebung besteht der nächste Schritt darin, die Umfrageergebnisse und andere erhobene Informationen zu analysieren, um erste Schlussfolgerungen zu ziehen. Dabei werden die Daten genau untersucht, um neu aufkommende Muster, Trends und zentrale Themen zu erkennen, die ein erstes Verständnis der Organisationskultur ermöglichen.

Ein weiterer Schritt in dieser Phase ist die Erstellung einer Risiko- und Kontrollmatrix, in der die ersten ermittelten Schlussfolgerungen dargestellt werden, um kulturelle Risiken zu ermitteln, deren potenzielle Auswirkungen zu beurteilen sowie die vorhandenen Strategien bzw. Abhilfestrategien zu bestimmen.

Erforschung der Tiefen der Organisationskultur

Den nächsten Schritt bildet die Analyse von Lücken zwischen verschiedenen Datenquellen. Der Vergleich der Umfrageergebnisse mit den Resultaten aus den Fokusgruppen und Gesprächen hilft bei der Ermittlung erheblicher Diskrepanzen. Beispielsweise können Umfragedaten auf eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit hindeuten, während Fokusgruppen zugrundeliegende Probleme in Bezug auf Kommunikation oder Führung aufdecken.

Neben der Analyse von Lücken ist es unerlässlich, auch negative Indikatoren in den Daten zu ermitteln. Negative Umfrageergebnisse, zum Beispiel niedrige Teilnahmequoten oder schwache Bewertungen, können potenzielle Probleme signalisieren. Durch den Vergleich dieser Ergebnisse mit den Resultaten aus den Fokusgruppen und Gesprächen kann das Prüfungspersonal ein ganzheitliches Verständnis der Kulturlandschaft erlangen.

Die Interpretation von Diskrepanzen zwischen quantitativen und qualitativen Daten ist ein entscheidender Schritt im Kulturprüfungsverfahren. Dank der Analyse der Gründe für diese Unterschiede sind Prüferinnen und Prüfer in der Lage, die Diskrepanzen mit dem organisatorischen Kontext sowie den kulturellen Zielen in Verbindung zu bringen. So kann eine Diskrepanz zwischen hohen Teilnahmequoten an Umfragen und negativem Feedback in Fokusgruppen auf eine Kommunikationslücke oder fehlende Abstimmung zwischen der Führungsebene und den Mitarbeitenden hindeuten.

Gewonnene Erkenntnisse

  1. Das Unterfangen der ORKB Saudi-Arabien verdeutlichte, dass die abstrakten und nicht greifbaren Konzepte der Kultur in genau bestimmte Säulen übertragen werden müssen, um die Organisationskultur wirksam zu messen sowie zu bewerten und so die Ermittlung spezifischer Bereiche für Verbesserungen und Weiterentwicklung zu erleichtern. Dies wird durch die Entwicklung eines messbaren Kulturmodells bewerkstelligt.
  2. Es ist wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Ebenen einzubeziehen. So wird ein umfassendes Verständnis der Organisationskultur gewährleistet und ein Gefühl der Eigenverantwortung sowie des Engagements für die Prüfung und ihre Ergebnisse gefördert.
  3. Die Kulturprüfung sollte nicht als einmaliges Unterfangen betrachtet werden. Es ist wichtig, die Prüfung regelmäßig und vor allem immer dann zu wiederholen, wenn wesentliche organisatorische Veränderungen stattfinden.

Fazit

Die Prüfung der Organisationskultur war von entscheidender Bedeutung, um zu ermitteln, wie sich transformative Veränderungen auf die ORKB auswirken. Durch das Verständnis der kulturellen Dynamiken und die Auseinandersetzung mit ihnen können ORKB zur Förderung eines widerstandsfähigen, erfüllten sowie produktiven Arbeitsplatzes beitragen, an dem sich jede und jeder Einzelne einbezogen und wertgeschätzt fühlt. Dies fördert letztlich die Vielfalt, Gleichberechtigung sowie Inklusion in ORKB und wahrt gleichzeitig die höchsten Werte.

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